ÜBER MICH
Philosophie - Kultur - Politik ist ein oftmals disharmonischer Dreiklang, der mich umhertreibt. Eigentlich schon immer.
Die Verletzlichkeit der menschlichen Würde, die Zerstörbarkeit unseres Planeten und die Veränderbarkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse im Großen und im Kleinen begleiten mich in meinem Fragen, Forschen und Finden.
Die Wirklichkeit bildet denjenigen Kosmos, in dem es darum geht, wichtige Potentiale zu verstehen und Möglichkeiten zu skizzieren, wie es anders und besser sein könnte.
Das klingt entweder banal oder größenwahnsinnig. Aber ganz so schlimm ist es auch wieder nicht.
Philosophie und Gesellschaftstheorie sind gerichtet auf Zukunft
Die Zukunft von philosophischen und gesellschaftstheoretischen Ansätzen hängt von der Inklusion der Zukunft ab. Der Begriff der prospektiven Möglichkeit ist als Schlüssel einer zeitgemäßen Sozialphilosophie zu betrachten. Kritische Gesellschaftstheorien verlieren sich selbst, wenn sie nicht darauf pochten, dass das, was ist, nicht alles ist.
Meine Schrift »Möglichkeit. Über einen Grundbegriff der praktischen Philosophie und kritischen Gesellschaftstheorie« betrachte ich als Impuls für philosophische und sozialwissenschaftliche Forschungen, die das Mögliche im Wirklichen zu entschlüsseln trachten und damit die Grundlage liefern für das, was ehedem mit der Praktischwerdung von Philosophie oder Theorie in Verbindung gebracht wurde. Diese Schrift ist nun auch als Open Access Publikation frei verfügbar.
#Transformation
Wir leben in seltsamen Zeiten. Selbst die Pandemie führte zu keinen politischen Maßnahmen mit visionär-transformativer Kraft, wie Torsten Schäfer und ich in einem Zeitungsartikel darlegten. Doch welche Veränderungen können aus welchen Gründen als »Transformation« begriffen werden? Wie gelingt angesichts der ökologischen und sozialen Missstände die von so vielen geforderte oder antizipierte »Great Transformation«? Seit Januar 2024 bin ich für die Schader Stiftung als wissenschaftlicher Referent unter anderem für die Darmstädter Tage der Transformation federführend verantwortlich.
#Umkämpfte Möglichkeit
Ich durfte im Herbst 2022 am Erich Auerbach Institute for Advanced Studies an der Universität zu Köln als Fellow mitwirken. Der Jahresschwerpunkt lautet: "wirklich/möglich – Zum Verhältnis von Realität und Fiktionalität". Welch großartige Gelegenheit, eigene Überlegungen zum Möglichkeitsdenken einfließen zu lassen, um dazu beizutragen, "Möglichkeit" als Grundbegriff in der praktischen Philosophie und kritischen Gesellschaftstheorie zu etablieren. Mein Forschungsvorhaben stellte ich unter den Titel: "In aller Munde Möglichkeit. Konturen und Konfliktlinien eines umkämpften Grundbegriffs aus Sicht der Kritischen Theorie". Am 21. November präsentierte ich Rahmen der "Auerbach Lectures" einige Ergebnisse (Videomitschnitt). Am 12. und 13. Januar 2023 nahm ich an der Arbeitstagung "Dynamis. Interdisziplinäre Erkundung eines Begriffsfelds" mit einem Beitrag zur "Wirksamkeit des Möglichen" teil.#Patente und Eigentum
Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich mit der Patentierung biotechnologischer Entwicklungen. Die zunehmende Einflussnahme von kirchlichen, umwelt- und entwicklungspolitischen Akteuren auf das Patentwesen in Europa haben maßgeblich zu seiner Ethisierung beigetragen, wie Wolfgang-Michael Klein und ich in einem Artikel zur Professionalisierung der Biopatentkritik darlegten. Initiativen, die sich für eine Freigabe von patentierten Impfstoffen und Medikamenten zur globalen Bekämpfung der Corona-Pandemie einsetzen, gehören zu den Treibern einer neu entflammten Auseinandersetzung mit dem Patentwesen. Werden dadurch weitere ethisierende Dynamiken bewirkt: Werden Zwangslizenzen aus Allgemeinwohlinteressen häufiger durchgesetzt, wie wird künftig das Spannungsverhältnis zwischen geistigen Eigentumsrechten und staatlich finanzierter Forschung und Entwicklung öffentlich wahrgenommen, welche Instrumente gegen negative Auswirkungen von Patenten werden gestärkt (z.B. "Patent Pools")?
#Kein Schlussstrich!
2011 wurde der NSU-Komplex öffentlich: Die rechtsradikalen Terroristen Mundlos und Böhnhardt erschossen sich in ihrem Wohnwagen. In der Folge kamen erst langsam die Taten und Opfer, die Menge an Unterstützer*innen des sog. "NSU" und das Ausmaß des Staatsversagens ans Licht. Bis heute bleibt vieles dubios und unklar. Jahrelang wurden die Opfer und Familienangehörigen ignoriert und schikaniert. Viel zu selten werden ihr Leid, das ihnen zugefügte Unrecht sowie ihre Forderungen gehört und anerkannt. Und der rechte Terror geht weiter, gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit ist Alltag in Deutschland. Keine Zeit für Schlussstriche also. Ich beteiligte mich als Projektkoordinator an den Aktivitäten in Jena. Über 70 Veranstaltungen von Mai bis November 2021, organisiert von verschiedenen Partnern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Stadtverwaltung und Kultur, haben die Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex intensiviert und teils auch in Institutionen und Milieus getragen, die bisher kaum davon berührt werden konnten. Womöglich wurde sogar ein neues Kapitel der Aufarbeitung, der Erinnerungskultur, der öffentlichen Sensibilisierung gegenüber Rassismus, Antisemitismus und rechtem Terror aufgeschlagen. Die bundesweite Kampagne in weiteren 14 Städten startete im Oktober 2021.